Wenn die Vergangenheit plötzlich wieder „auftaucht“

Eingetragen bei: Allgemein | 0

Die Urlaubsinsel Mallorca ist ein beliebter Studienort für Höhlenforscher. Da große Teile der Insel aus Karstgestein bestehen, konnten das Wasser und die Witterung über die Jahrtausende zahlreiche Höhlen und ganze Höhlensysteme schaffen. Wurden diese bereits von den ersten Siedlern und später von Piraten als Behausung oder als Versteck genutzt, sind viele der Höhlen heute bekannte Besucherattraktionen und werden von Höhlenforschern auf der ganzen Welt besucht. Dass sich in den mallorquinischen Grotten und Höhlen nach wie vor immer wieder neue Entdeckungen ergeben, zeigt der jüngste Sensationsfund von mehr als 200 Amphorenteilen aus der griechisch-römischen Zeit und zahlreichen Tierknochen in der Höhle Ses Aiguades bei Alcúdia. Amphoren sind flaschenartige Keramikgefäße in verschiedenen Größen, die für den Transport und für die Aufbewahrung von Flüssigkeiten, wie Wein und Ölen, dienten. Unter den Tierknochen waren auch jene einer bereits vor 5000 Jahren ausgestorbenen Wildziegenart, die eine bevorzugte Jagdbeute der ersten Siedler der Mittelmeerinsel waren. Zwar wurde der Unterwasserhohlraum Ses Aiguades in der Bucht von Alcúdia bereits im Jahr 1998 entdeckt, aber eine genaue Untersuchung und Kartierung von Ses Aiguades haben Forscher erst jetzt unternommen.

Warum wurden in Ses Aiguades so viele Amphoren gefunden?

Da sich die Höhle laut Wissenschaftlern bereits vor 12.000 Jahren mit vorwiegend Süßwasser gefüllt haben soll, gehen die Höhlenforscher davon aus, dass die Menschen diesen Ort lange als Trinkwasserreservoir genutzt haben. Allerdings gibt es auch die Vermutung, dass es sich bei der mystischen Höhle um einen Kultplatz gehandelt haben könnte, an dem religiöse Riten abgehalten wurden, da die Amphoren alle zerbrochen waren und man vielleicht einen Wasserkrug, den man noch verwenden wollte, nicht unbedingt hier ins Wasser schmeißt. Die große Anzahl von 200 zerbrochenen Amphorenteilen lässt auf die letzte Möglichkeit schließen. Auf jeden Fall kamen weder die Amphorenteile noch die Tierknochen durch Zufall an diesen Ort, denn die Höhle ist nur umständlich durch einen schmalen Spalt zugänglich. Das etwa 180 Meter lange Höhlensystem mit den vielen Stalaktiten und Luftkammern, wird nun mit der Hilfe von moderner 3D-Scantechnologie exakt vermessen. Die Forscher hoffen in Zuge dessen auf weitere spannende Funde zu stoßen.